Deutschland treibt Nachbarn in Armut

Die Süddeutsche brachte heute ein Interview mit dem Spekulanten-Milliardär George Soros, in dem er deutliche Kritik an der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik übt. Den LeserInnen dieses Blogs dürften ähnliche Thesen bereits bekannt sein (z.B. hier). Bleibt zu ergänzen, dass Deutschland nicht nur Nachbarn in Armut treibt, sondern OECD-Staaten ähnliches mit dem Rest der Welt tun, so lange sie keine wirksamen Vorkehrungen treffen, um die gigantischen jährlichen Kapitalbewegungen aus dem Süden in ihre Banken zu beenden (Hintergrund z.B. hier und hier und hier).

Im Artikel der Süddeutschen heißt es zum Beispiel:

Nun hat sich Soros, dieser Teufelskerl des Kapitalismus, der sich auch als Philantrop betätigt und die politische Rechte hasst, die bundesdeutsche Regierung als Objekt seiner Kritik ausgesucht. "Deutschland ist weltweit isoliert", erklärt der Investor in der Zeit: "Aufgrund seiner Geschichte fürchtet es sich mehr vor der Inflation als vor einer Rezession. Im Rest der Welt ist das genau umgekehrt."

Und weiter geht es mit dem Verriss: Die deutsche Politik sei "eine Gefahr für Europa, sie könnte das europäische Projekt zerstören". Im Moment, so Ankläger Soros, treibe die deutsche Politik die Nachbarn in eine Deflation: Löhne und Preise gingen herunter, es drohe eine "lange Phase der Stagnation" und anschließend Nationalismus, soziale Unruhen und Fremdenfeindlichkeit.

George Soros reiht sich ein in die Phalanx der Mahner aus Übersee. Erst jüngst hatte der bekannteste US-Ökonom, der Nobelpreisträger Paul Krugman, gegen die Konsolidierungspolitik der Regierungschefin Angela Merkel gewettert. In diplomatischeren Worten trug auch US-Präsident Barack Obama eine solche Warnung vor.

Aus Sicht der linksliberalen amerikanischen Ökonomen verschärft Merkel die Krise, weil Wachstum abgewürgt werde. Und sie kritisieren die starke Stellung der deutschen Exportwirtschaft, die aus ihrer Perspektive andere Volkswirtschaften bedrohe.

Der Mann, der in Budapest als Dzjchdzhe Shorash beziehungsweise György Schwartz geboren wurde und später in London bei Karl Popper studierte, empfiehlt sogar einen Austritt der Deutschen aus dem Europäischen Währungsverbund - einen Gedanken, den der Unctad-Volkswirt Heiner Flassbeck vor Wochen auf sueddeutsche.de geäußert hat. Das wäre, so Soros, "hilfreich für den Rest Europas", da der Euro-Kurs fallen und die D-Mark aufgewertet werden würde. Dann erst könnten die anderen richtig zulegen.

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